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Der Religionsflame
hecken
Unregistered

 
Beitrag #1
Der Religionsflame
lol, hab mich in meinem eigenen Thread ja noch garnicht geäußert. Also, Anlass für den Thread war, dass ich heute morgen aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten bin.

Ich habe mich, da ich jetzt bedingt durch die Ausbildung wieder Religionsunterricht auf dem Plan stehen habe, die Tage etwas eingehender mit dem Thema "Religion" auseinandergesetzt.

Was dabei rausgekommen ist: Ich möchte Glauben und Kirche erstmal ganz klar voneinander trennen. Für die römisch-katholische Kirche müsste ich mich eigentlich schämen, da Mitglied gewesen zu sein. Ich möchte jetzt garnicht groß ausholen und die Gründe dafür aufzählen, aber in vielen Punkten kann ich mich mit dieser Institution einfach nicht identifizieren. Des weiteren werde ich mich wohl vom schulischen Religionsunterricht befreien, da ich nicht von einem römisch-katholischen Theologen unterrichtet werden will.

Allerdings finde ich das Christentum ansich, die viele alten Traditionen, die biblichen Geschichten usw. nach wie vor total spannend. Auch wenn wohl viele Bestandteile des "Glaubens" von Menschen gemacht wurden, ist es doch sehr beeindruckend, in welchen Maßstäben sich das ganze Konstrukt über die vielen Jahrhunderte gehalten hat. Und ich bin ja, auch ohne Kirche, nach wie vor ein getaufter Christ.

Daher werde ich mich auf kurz oder lang wohl mal nach einer neuen Konfession umsehen. Diese muss jedoch weitaus toleranter und offener als die römisch-katholische Kirche sein, bevor ich überhaupt in Erwägung ziehen würde, dort beizutreten. Aber wer weiß, vielleicht findet sich ja was. Finds irgendwie ein komisches Gefühl, von kirchlicher Sicht her "garnichts" zu sein...
06.09.2010 17:09
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oreissig Offline
Maître Modérateur

Beiträge: 12.021
Registriert seit: Jul 2008
Beitrag #2
Der Religionsflame
hecken schrieb:  Allerdings finde ich das Christentum ansich, die viele alten Traditionen, die biblichen Geschichten usw. nach wie vor total spannend.
klar, aus geschichtlicher und wissenschaftlicher sicht ist das spannend zu erforschen, auf jeden fall, aber

hecken schrieb:  Finds irgendwie ein komisches Gefühl, von kirchlicher Sicht her "garnichts" zu sein...
Warum genau?
Alle Religionen Fußen grundlegen betrachtet mal darauf, dass Menschen sich dinge erklären wollen, die sie nicht erklären konnten, weswegen götter geschaffen wurden, die im grunde primär dafür genutzt werden, eigene verantwortung als "wille gottes" oder schicksal abzustempeln oder so

Das heißt aber nicht, dass man nicht an etwas glauben sollte, was das eigene Weltbild definiert. Ich glaube an Informationen und deren freien Fluss und bin überzeugt, dass die welt eine bessere wäre, wenn wir mit Informationen prinzipiell freier umgehen würden und sie sinnvoll nutzen können. Das ist mein "Glauben", der prinzipiell auch erstmal etwas abstraktes ist, aber dennoch kein (offensichtlich nichtexistentes) übersinnliches wesen, auf welches ich meine Verantwortung in der Welt abwälzen kann.
06.09.2010 18:21
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hecken
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Beitrag #3
Der Religionsflame
oreissig schrieb:  Warum genau?
Alle Religionen Fußen grundlegen betrachtet mal darauf, dass Menschen sich dinge erklären wollen, die sie nicht erklären konnten, weswegen götter geschaffen wurden, die im grunde primär dafür genutzt werden, eigene verantwortung als "wille gottes" oder schicksal abzustempeln oder so
Da hast du natürlich Recht. Ich sehe die Aufgabe der Kirche in der heutigen Zeit auch eher als eine Instanz für Gemeinschaft und respektvolles Miteinander. Und der alleinige Glaube an einen Gott, abgesehen von all den von Menschen gemachten Zusammenhängen in der Bibel (Schöpfungsgeschichte etc.) steht selber auch nicht in Widerspruch zur Wissenschaft.
06.09.2010 18:32
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oreissig Offline
Maître Modérateur

Beiträge: 12.021
Registriert seit: Jul 2008
Beitrag #4
Der Religionsflame
hecken schrieb:  Ich sehe die Aufgabe der Kirche in der heutigen Zeit auch eher als eine Instanz für Gemeinschaft und respektvolles Miteinander.
Und da siehst du allen ernstes die existierenden Glaubensgemeinschaften (so praktisch das Konzept Religion dafür auch sein mag) als brauchbar an?
Weitere frage: was unterscheidet eine Glaubensgemeinschaft von jeder anderen Gemeinschaft, wo man sich ebenfalls trifft und ggf. für soziales einsetzt oder whatever? Bzw. warum sollte erstere ausgerechnet besser geeignet sein?

hecken schrieb:  Und der alleinige Glaube an einen Gott, abgesehen von all den von Menschen gemachten Zusammenhängen in der Bibel (Schöpfungsgeschichte etc.) steht selber auch nicht in Widerspruch zur Wissenschaft.
Das kommt drauf an...Klar ists einem durch wissenschaftliche Erkenntnisse nicht verboten weiterhin an Gott zu glauben, allerdings ist für mich als analythisch denkendem Mensch jegliche Grundlage für die Existenz dieses Wesens (z.B. Schöpfungsgeschichte/Evolution, Himmel/Hölle (wo sind die doch gleich?), ...) inzwischen einwandfrei hinweggepustet, weswegen es für mich keinerlei grund gäbe anzunehmen, dass dieses Wesen existiert. und ohne wesen, kein glauben an ein solches. Was nur noch bei "Religionen" endet, die kein Konzept eines Gottes haben.
EDIT: meiner vermutung nach ist das übrigens auch der Grund, warum ausgerechnet bei Menschen mit niedrigerem Bildungsstand die Religiösität typischerweise höher ist, denn die beschränken sich auf das, was sie betrifft und haben weniger den Anspruch, dass sich hinter der ganzen Fassade ein solides Fundament befindet.
06.09.2010 18:38
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niwax Offline
Hardcore-Coder

Beiträge: 3.829
Registriert seit: Dec 2009
Beitrag #5
Der Religionsflame
Ich glaub nix was ich nich seh :fresse:


06.09.2010 18:43
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hecken
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Beitrag #6
Der Religionsflame
oreissig schrieb:  Und da siehst du allen ernstes die existierenden Glaubensgemeinschaften (so praktisch das Konzept Religion dafür auch sein mag) als brauchbar an?
Weitere frage: was unterscheidet eine Glaubensgemeinschaft von jeder anderen Gemeinschaft, wo man sich ebenfalls trifft und ggf. für soziales einsetzt oder whatever? Bzw. warum sollte erstere ausgerechnet besser geeignet sein?
Ich sag doch garnicht, dass eine Religionsgemeinschaft dafür brauchbarer ist als andere Gemeinschaften. o_O Und die existierenden Glaubensgemeinschaften machen heutzutage leider immernoch viel falsch, sag ich ja, das war auch der Grund warum ich ausgetreten bin. Ich würde es mir nur wünschen, dass Glaubensgemeinschaften sich vor allem auf die Vermittlung von vernünftigen Werten, also die Basis des menschlichen Zusammenlebens, konzentrieren würden. Nur dann kann ich mich mit einer solchen Glaubensgemeinschaft identifizieren, dann wäre es für mich auch möglich meinen Glauben mit einer Gemeinschaft zu verbinden...
oreissig schrieb:  Das kommt drauf an...Klar ists einem durch wissenschaftliche Erkenntnisse nicht verboten weiterhin an Gott zu glauben, allerdings ist für mich als analythisch denkendem Mensch jegliche Grundlage für die Existenz dieses Wesens (z.B. Schöpfungsgeschichte/Evolution, Himmel/Hölle (wo sind die doch gleich?), ...) inzwischen einwandfrei hinweggepustet, weswegen es für mich keinerlei grund gäbe anzunehmen, dass dieses Wesen existiert. und ohne wesen, kein glauben an ein solches. Was nur noch bei "Religionen" endet, die kein Konzept eines Gottes haben.
Das steht dir ja auch vollkommen frei. Finde es persönlich auch gut, dass du dadurch in einer für dich "geordneten" Welt lebst.
Ich persönliche glaube auch an wissenschaftliche Erkenntnisse. Jedoch fehlt mir am Ende das letzte Puzzlestück, wo bei mir die Religion ins Spiel kommt. Jeder sollte das einfach so handhaben wie ers für richtig hält, das ist für mich einfach nicht diskussionswürdig und -fähig.
06.09.2010 18:50
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Commodore-Freak Offline
Mit Velocity Engine

Beiträge: 5.305
Registriert seit: Jul 2008
Beitrag #7
Der Religionsflame
Stimme oreissig da vollumfänglich zu.
Ich selber bin noch Mitglied der katholischen Kirche, habe das Geld für Erstkommunion und Firmung auch dankend entgegengenommen, will aber sonst nichts mit der Kirche zu tun haben.
Einerseits wegen den Praktikten der katholischen Kirche, andererseits, wie oreissig schon ausgeführt hat, weil ein 2000 Jahre altes Buch für mich kein Grund ist, von der Existenz eines übermenschlichen Wesens auszugehen. Zumal die Beschreibung, die die Bibel liefert, in sich nicht mals schlüssig ist, das heißt nichtmals dieses 2000 Jahre alte Buch könnte da als FItzelchen eines Hinweises auf einen Gott herhalten.
Ansonsten verstehe ich auch nicht ganz, warum man zum Erhalt moralischer Werte oder zum praktizieren einer Gemeinschaft unbedingt eine Kirche brauch, die uns unter einem Vorwand eine Gemeinschaft bildet, der mit unserem wissenschaftlichen Weltbild nicht konform geht.

Ich spreche der Religion eine gewisse Existenzberechtigung in Dritte-Welt-Ländern zu, wo den Menschen wirklich nichts anderes bleibt als die Hoffnung, dass in einem Leben nach dem Tot alles besser wird, oder der Glaube, dass ein Gott existiert, der diejenigen belohnt, die im Leben leiden müssen. Dort ist so ein Glaube wohl einfach pragmatischer als eine rationale Weltsicht, an der würde man dort zugrunde gehen.
In unseren gefilden sehe ich aber nicht ganz, warum man seine Moral nicht auf die Vernunft begründen kann und warum man keine Gemeinschaften aufrund gemeinsamer Interessen bildet.
Der Gedanke, dass wir uns nur an moralische Prinzipien halten weil ein übermenschliches Wesen das will und wir Mitglied einer Gemeinschaft sind, weil wir da irgend ein übermenschliches Wesen ehren können, scheint mir ehrlich gesagt abwegig und grotesk.
06.09.2010 19:00
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hecken
Unregistered

 
Beitrag #8
Der Religionsflame
Commodore-Freak schrieb:  und warum man keine Gemeinschaften aufrund gemeinsamer Interessen bildet.
Sag ich ja. Die einen bilden eine Gemeinschaft, weil sie gerne Fußball spielen. Die anderen bilden eine Gemeinschaft, weil sie an ein übersinnliches Wesen glauben. Ich sehe alle Gemeinschaften als einen zusätzlichen Gewinn für die Gesellschaft, so lange die Inhalte, mit denen sich die Gemeinschaften beschäftigen, am Ende keine negativen Folgen für Unbescholtene haben.
06.09.2010 19:06
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miguel Offline
test

Beiträge: 59
Registriert seit: Apr 2010
Beitrag #9
Der Religionsflame
Wäre dafür den gröbsten eud0r aus dem Thread zu entfernen und nach Philosophie & Kunst zu verschieben.

Immer wieder hört man, dass Religoin und Götter bloß den Zweck der Welterklärung hätten, und das Religion jetzt, wo es auch ne wissenschaftliche Welterklärung gibt, mehr oder weniger überflüssig oder gar irrational ist.
Aber wenn das eine Kritik an Religion sein soll, dann kämpft man gegen einen recht einfachen Gegner. Zugeben mag man, dass der griechische Ziegenbauer um 750 v. Chr. so einen Glauben gehabt hat; aber offenbar kritisiert man heute keine stinkenden griechischen Ziegenbauern, wenn man eine Kritik an Religion üben möchte.
In solcher "Kritik" oder in einem solchen Verständnis von Religion wird Religion zu einem Aussagesystem gemacht, das deskriptiven Inhalt hätte. Religion wird dann eine Theorie, was der Fall ist. Wenn man sagt, dass sich Religion und Wissenschaft widersprechen, dann muss man annehmen, dass sowohl Wissenschaft als auch Religion jeweils Narrationen über den gleichen Gegenstandsbereich, bloß mit unterschiedlichem (und im Falle der Religion in sich widersprüchlichem) Inhalt sind. Dieses Verständnis, nach dem sich Wissenschaft und Religion widersprechen, impliziert, dass man Wissenschaft und Religion für strukturäquivalent hält. Die Konsequenz dieser Sicht ist ein Religionsverständnis, wie es nichtmal mehr im 13. Jahrhundert gepflegt worden ist: dass man, wenn man die Bibel aufschlägt, eine (fiktive/falsche/ungesicherte/widersprüchliche) Antwort darüber bekommt, was der Fall ist. Schwimmt Eis auf dem Wasser? Schlagen wir die Bibel auf! Warum bewegen sich die Sterne mit gewissen Regelmäßigkeiten? Ah warte, da habe ich neulich was im Johannesevangelium gelesen... - es ist klar, das ist nicht das, was Religion (heute) ausmacht. [Edit: Man könnte sich fragen, ob der antike Mensch, der Götter als Erklärung verwendet hat, religiös war]
Übrigens ist es eben genau dieser Fehler, den Kreationisten begehen. Die lesen die Bibel auch wie einen Tatsachenbericht, zu dem man andere Phänomenmengen (Fossilien) konsistent machen muss. Die lesen die Bibel nicht in einer Weise, die wir als originär religiös bezeichnen würden. Die betreiben schlicht und einfach Pseudowissenschaft, weil sie innerhalb der wissenschaftlichen Struktur vermeintlich religiöse Inhalte einbringen wollen.
Vielmehr hat Religion die Funktion, das, was der Fall ist (und was in den wissenschaftlichen Narrationen repräsentiert ist) unter bestimmte Interpretationen zu bringen, die es für uns erträglich machen. Aussagen, die originär religiös, von denen man sagen kann, dass sie gleichzeitig nicht Wissenschaft sind, zielen in einen Bereich, der hinter Wissenschaft und Faktischem liegt.

Ich denke deswegen auch nicht, dass man über Moses, Jesus oder Mohammed sagen könnte, sie wären religiöse Menschen gewesen. Wir müssen uns Moses, Jesus oder Mohammed eher als ernüchterte, moderne Menschen vorstellen. Indem sie Gott gesehen haben, haben sie erkannt, was wirklich ist. Und damit hatte "Gott" nichts mehr religiöses an sich. Er war keine Entität mehr, die Sinngebung versprach; er ist auf einmal ein echtes Ding gewesen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.09.2010 19:45 von miguel.)
06.09.2010 19:43
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oreissig Offline
Maître Modérateur

Beiträge: 12.021
Registriert seit: Jul 2008
Beitrag #10
Der Religionsflame
Ich glaub ich hab nich alles von miguel verstanden, aber ich geh mal auf das ein, was ich glaube verstanden zu haben.

Dass Religion nicht äquivalent zu moderner Wissenschaft ist und die Bibel nicht als Lexikon zu gebrauchen ist, ist mir schon bewusst, dennoch versucht Religion richtlinien zu geben wie der Mensch sein Leben gestalten soll und grundlegende philosophische Fragen zu klären wie "woher komme ich?" und "was ist der sinn des lebens?" usw. Religion versucht also ein bestimmtes Rahmenwerk zu bestimmen, in dem Menschen hoffentlich ein möglichst gutes Leben führen können (so ist das angedacht).
Und genau dabei tangiert Religion unweigerlich auch Wissenschaft, weil unser Leben immer mehr von wissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt bzw. in dieser Form wie heute überhaupt erst möglich gemacht wird. Neben den vielen Geschichten und Traditionen und Bräuchen werden eben auch Informationen eingebracht, die man nach 2000 Jahren nun als falsch bewiesen hat, und dabei geht es eben gerade nicht um den Zuckerguss obendrauf, sondern um das Fundament, worauf alles erst fußt.
Das ist wie eine vollständige Induktion, bei der der Induktionsanfang falsifiziert wird. Der Rest mag ja schön klingen, aber es gibt keinen Grund mehr anzunehmen, dass irgendetwas davon gehalt hat.
06.09.2010 22:31
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