gandro schrieb: oreissig schrieb: Wissenschaft kann aber sehr wohl sagen, woher wir kommen [..] und wohin wir gehen [..]
Wo braucht man hier nochmal Religion?
Weil Wissenschaft es eben nicht erklären kann, woher wir kommen und wohin wir gehen - nur wie wir dies wahrnehmen.
Den ganzen Wahrnehmungspart hab ich ehrlichgesagt nicht kapiert, aber imho unterscheiden sich die Antworten von religion und wissenschaft auf diese Fragen nur in der Ausgeschmücktheit und Blumigkeit...Religionen reden den Menschen eben ein, dass ihre geburt ein absolut großartiger Akt eines großartigen Wesens ist und dass sie nach dem Tot erst so richtig ne Party (oder die Hölle oder whatever) erwartet. Das sagt einem Wissenschaft nicht, weils einfach keinerlei Grund gibt anzunehmen, dass dem so ist.
Im übrigen spekuliert Wissenschaft sehr wohl, aber 1. wenn es nen Grund gibt anzunehmen, dass das wirklich so sein könnte und 2. ausschließlich mit dem Ziel, diese spekulation irgendwann mal zu bewahrheiten und nicht, um bei dieser Spekulation aufzuhören
Im übrigen sehe ich weder Grund, noch Notwendigkeit von dem Grundkonzept der Kausalität abzusehen. Bisher hat die Wissenschaft für schon ziemlich viele unerklärliche Rätsel logische Erklärungen gefunden und es werden täglich mehr.
Man könnte jetzt natürlich sagen, dass man nichtmal Grund zur Notwendigkeit einer Gottheit erkennen muss, weil das auch wieder Kausalität wäre, denn eine Gottheit könnte sich ja genauso gut selbst legitimieren. Aber wenn wir ernsthaft anfangen auf dieser Ebene diskutieren zu wollen, dann können wir eigentlich auch gleich aufhören, denn ohne auf Gründe aufzubauen kann man nicht diskutieren.
miguel schrieb: Religion braucht man, um sich zu diesen Fakten irgendwie zu verhalten. Religion deutet die vorhandenen Fakten als irgendwie sinnvoll, spendet emotionale Bewältigung; ich finde die systemtheoretische Position der Religion als "Kontingenzbewältigungspraxis" gut. Es gibt und wird keine wissenschaftliche Erkenntnis geben, die mir sagt, ob der Weltlauf insgesamt sinnvoll oder absurd ist, wie ich mich zu der Welt und anderen Verhalten soll. Grimms Märchen leisten das auch nicht; wiederrum soll damit Religion als etwas karikiert werden, das es nicht ist (Grimms Märchen sind bloß moralische Lektionen).
Grimms Märchen waren nur auf einen Teil der Bibel bezogen, der sich weniger um Gott dreht, als eben um moralische Lektionen.
Ich möchte nochmal zurückkommen auf das, was ich früher im Thread gesagt habe. Man kann ja durchaus an etwas glauben, eine Vision an ein bestimmtes Weltbild, welches einem die Grundzüge des Handelns bestimmt, aber warum brauchen wir da notwendigerweise dieses Konzept von Gottheiten, die man anbeten muss, wo man in ne Kirche/Moschee/... gehen muss, ...
ich seh ein, dass ein bestimmtes Weltbild im Kopf sinnvll ist, aber daraus resultiert noch lange nicht die Notwendigkeit von Bullshit!
Nochmal zu Grimms Märchen: natürlich eröffnen Grimms Märchen kein Weltbild, aber sie können ein Baustein sein, um Leitlinien für sein eigenes Weltbild zu finden. Genauso wie die Erzählungen der Bibel nicht den Glauben selbst begründen, so haben sie doch eine gewisse Relevanz in dem Kontext, sonst wären sie ja schließlich nicht in der Bibel enthalten.
miguel schrieb: Wenn man Religion als mit Wissenschaft strukturähnlich ansieht, dann bekommt man auch nicht gewisse Gefühle des Heiligen in den Blick bzw. kann sie nicht adäquat verstehen. Wenn Religion nur durch wissenschaftliche Welterklärung ersetzbar ist - was ist dann mit solchen Gefühlen des Heiligen? Warum fühlen selbst Wissenschaftler Ehrfurcht vor gewissen Phänomenen in der Welt? Religion ist mehr als Spekulation über das, was ist.
WTF "Gefühle des Heiligen"?
Sorry, aber i lold. ich habe keine "Gefühle des Heiligen", auch wenn ich ein heftiges Gewitter mit erfurcht beobachte...wie zur Hölle kommst du auf diesen Zusammenhang, dass Naturphänomene automatisch auf Gottheiten zurückgeführt werden? Ich dachte ehrlich, dass die Menschheit es seit spätestens 200 Jahren mal langsam besser weiß.