Also ich glaub auch nicht, dass sich die Betriebsystemstruktur in naher Zukunft gross ändern wird, insbesondere nicht - Windows ist (trotz aller Mängel) als Plattform in der Informatik derart tief verwurzelt und verankert, dass ein Umstieg auf eine neue Plattform Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, bis alles gelöst und neu eingerichtet ist.
Viel interessanter ist eher zu betrachten, welche Art von Anwendungen und Plattformen in Zukunft kommen werden. Und profezeit sieht man eigentlich noch immer das gleiche wie vor zehn Jahren: Dass wir mehr und mehr die ganzen Anwendungen ins Internet auslagern werden. Vor zehn Jahren endete dieser Traum mit der geplatzten Dot-Com-Blase, heute werden viele Ideen im sogenannten Web 2.0 wiederbelebt.
Jetzt muss man aber unterscheiden zwischen Art der zukünftigen Anwendung und der verwendeten Plattform. Dass wir alle in wenigen Jahren unsere Dokumente in Google Text & Tabellen schreiben ist absolut unwahrscheinlich - zwar lassen sich übers Web (HTTP) viele Dienste ermöglichen, aber eine ausgereifte oder durchdachte Plattform ist es nicht - vielmehr ein grosser, wilder Haufen an Altlasten und Neuentwicklungen. Es gibt keinen Sinn ein Office-Programm ins Web auszulagern, denn niemand hat Interesse daran, sein Office-Programm überall zu haben - er will in erster Linie seine Dokumente überall haben.
Folglich halte ich diese "Jetzt lagern wir alles in den Browser aus"-Euphorie für eine Modeerscheinung, der Browser wird das Betriebsystem nie als anwendungsausführende Instanz ablösen, denn man will die Daten vernetzt haben, nicht die Programme.
Auf dem Desktop wird sich daher plattformtechnisch wenig ändern - Die Windows-API auf x86-Basis wird weiterhin führend bleiben, nur mit mehr Schnittstellen ins Netz. Interessanter hingegen wird die Plattformentwicklung auf mobilen Geräten. Bei den UMPC/Netbooks (diese kleinen, internetfähigen Laptops) hat Linux ein bisschen Fuss gefasst, denn der Browser funktioniert dort genau gleich wie unter Windows.
Längerfristig wird Java aber sein Revival feiern, zwar nicht auf dem Desktop oder in Webanwendungen (ausser Java FX wird erfolgreich, aber eher kaum), sondern insbesondere auf noch kleineren Mobilgeräten (Smartphones und Handys), denn gibt es von den Architekturen her noch immer einen Wildwuchs, wo Java mit seinem Bytecode und seiner abgespeckten VM perfekt draufpasst, mit Google Android kommt auch bald das passende Framework dazu.